Es ist wieder soweit… Das Rehwild ist in Bewegung. Im April und im Mai ist die höchste Migration zu beobachten.
Die Geiß toleriert ihre Jährlinge nicht mehr in ihrem Umfeld, da sie schon bald das nächste Kitz setzen wird. Die Jährlinge begeben sich auf die Suche nach eigenen Territorien.
Auf ihrer Suche passieren sie etliche bereits besetze Einstände, von denen sie üblicherweise verscheucht werden. Je näher der Wildbestand an der Lebensraumkapazitätsgrenze ist, desto weiter müssen die Stücke wandern um einen geeigneten Lebensraum für sich zu finden. Die vertretbare Anzahl an Rehen pro hundert Hektar hängt davon ab, ob das Biotop ausreichend Nahrung bietet und ob attraktive Einstandsmöglichkeiten vorhanden sind - also von der Lebensraumkapazität an sich.
Entgegen der Meinung einiger gibt es keine „Sogwirkung“ hin zu Revieren mit geringerem Wildbestand. Ursache der Wanderung ist immer, dass der Populationsdruck am bisherigen Territorium zu hoch ist - und das Rehwild wandert so lange, bis es einen passenden, neuen Einstand gefunden hat.
Im April und Mai ist nicht zufällig auch die Hauptzeit für Wildunfälle. Je weiter gewandert werden muss, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für vermehrte Straßenüberquerungen. Ein an den Lebensraum angepasster Wildbestand zum Ende der Jagdzeit reduziert also nicht nur die Zahl der Stücke, die bei Unfällen eingehen, sondern erhöht vor allem die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer!
Wenn nun die Jagdzeit im Mai wieder aufgeht und der seit Jahren gehegte Bock zum Nachbarn gelaufen ist liegt das nicht daran, dass der Nachbar zu viele Rehe erlegt hat, sondern daran, dass im eigenen Revier der Bestand zu hoch war.
Grundsätzlich hat der Gesetzgeber das Wild als herrenlos definiert um dieses Eigentumsdenken zu verhindern. Hätte er dies nicht getan, wäre sicher der Friede zwischen den Revierinhabern ein anderer…
Im vorletzten Jagdjahr hat durch die ausbleibende Mast die Bewegung des Rehwildes sogar bereits zum Jahresanfang begonnen. Ein Phänomen, das wir in dieser Intensität zuvor noch nicht beobachten konnten. Ein Indiz dafür, dass das Nahrungsangebot in den von Abwanderung betroffenen Revieren so gering war, dass ein Verlassen der etablierten Einstände nötig war um nicht an Hunger zu leiden. Wie tierschutzrelevant zu überhöhte Bestände sind kann jeder für sich selbst überlegen…
Es spricht also vieles dafür, als Revierinhaber eine Balance zwischen dem Reh und seinem Lebensraum durch eine jagdliche Regulierung herzustellen, um eher einen Zuzug als eine Abwanderung der Rehe zu erreichen.
Wie stark beobachtet ihr die Migration des Rehwildes? Kommt bei Euch eher Wild rein oder zieht es zum Nachbarn? Habt ihr viele Wildunfälle im Revier?
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