Foto: Hier müssen wir wohl nicht über drastisch überhöhte Wildbestände diskutieren. In diesem Revier herrschte sogar in der Vegetationsperiode Hungersnot! Sehr ihr die Fraßlinie des Rotwildes?
Folgende Frage stellten wir vor kurzem in unseren Foren und gaben Praxistipps zur Einschätzung der eigenen Situation im eigenen Revier. Die Emotionen schossen teilweise derart in die Höhe, dass wir einmal mehr erkannt haben, welch Defizit im Zusammenhang des Erkennens der Wirkung der Jagd auf unsere Vegetation gegeben ist:
Woran erkenne ich, dass der Wildbestand zu hoch ist?
1. 🌳🌲
Gehe an eine belichtete Stelle in den Wald. Stütze Dich auf die Knie (Rehwildrevier) oder schaue aufrecht durch den Wald (Rotwildrevier).
Kannst Du mehr als 20 Meter weit schauen?
Falls ja, ist der Bestand an wiederkäuendem Schalenwild zu hoch. (Voraussetzung: Sonnenstrahlen müssen den Boden erreichen. Nicht anwendbar im ganz dunklen Wald!)
2. 🌱
Kannst Du Naturverjüngung erkennen? Kommen nicht gepflanzte Bäume hoch?
Wie viele verschiedene Baumarten kannst Du erkennen?
Wenn es nicht mehr als zwei Baumarten sind, ist der Bestand viel zu hoch, wenn es nicht mehr als 5 sind ist der Bestand vermutlich ebenfalls zu hoch (standortunabhängig).
Im Halbdunkeln sollen mindestens 5-6 verschiedene Baumarten erkennbar sein, im Hellen mindestens 10-12 Baumarten.
3. ✖️🦌
Kannst Du Schutzmaßnahmen gegen Wild erkennen?
Gibt es Einzelverbissschutz oder Flächenverbissschutz (Gatter)?
Wenn Du vor einem Flächenschutz stehst: Kannst Du einen Unterschied in der Artenzusammensetzung und in der Höhe der Vegetation wahrnehmen?
Falls ja, ist der Bestand zu hoch.
Das Gesetz sieht vor, dass KEIN Schutz notwendig ist und sich der Wald natürlich verjüngt, also nicht gepflanzt werden muss.
Wo ist der Vorteil für’s Wild, wenn wir den Bestand so weit reduzieren, dass er im Gleichgewicht mit dem Biotop ist?
(Nein, es ist nach wie vor keine Ausrottung erforderlich!)
Das Wild wird nicht aus geschützten Flächen ausgesperrt, wodurch sich ja automatisch der verfügbare Lebensraum verringert. Der Einzelverbissschutz sorgt dafür, dass nicht verbissen wird - aber die Knappheit an Äsung (und Einständen) besteht weiterhin! Auch der Territorialdruck als Stressfaktor ist nicht zu unterschätzen.
Bei entsprechender Naturverjüngung lebt das Wild im Schlaraffenland. Und wenn mal Pflänzchen angeknabbert werden, tut das bei der Masse der Naturverjüngung keinem weh.
Es hängt natürlich nicht ausschließlich an den Jägern - wenn kein Licht an den Boden kommt wächst da auch nichts. Egal wie niedrig der Wildbestand ist.
Eine gute Zusammenarbeit zwischen Jägern und Förstern ist die beste Grundlage für einen artenreichen und gesunden Wildbestand. Und Wald. 😊
Wachstumsbremse Wild: Ob man das glaubt oder nicht, beide Rotbuchen sind gleich groß, jedoch unter starkem Verbissdruck ca. 20 Jahre alt (links) und ohne Verbissdruck 7 Jahre alt (rechts)!
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