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AutorenbildUli Osterheld

Jagdwert vs. Vermögenswert


Jede Woche haben wir Beratungstermine in Bezug auf die Wald-Wild-Problematik.


Jedes Mal vermitteln wir den unterschiedlichen Interessensgruppen im Saal und im Wald, ob Waldbesitzer, Landwirt, Jagdpächter, Förster, Bürger, Grundeigentümer oder Jagdgenossenschaftsmitglied, die einfachen Möglichkeiten, Wildschäden durch ein geeignetes Bejagungskonzept zu vermeiden oder sogar auszuschließen.


Dabei begegnen uns die beiden Begriffe Jagdwert und Vermögenswert immer wieder, v.a. aus den Reihen derjenigen, die (zu) hohe Wildbestände rechtfertigen möchten.

Hier wird versucht zu begründen, dass der Jagdwert (Pachterlös) einer Fläche durch die Herabsenkung der Wildtierpopulation sinken würde, dass damit Verluste in Kauf genommen werden würden, dass man sehr klug überlegen müsse, ob dieser Verlust wirklich durch erhöhte Erlöse auf der anderen Seite (Vermögenswertsteigerung durch Mehreinnahmen in Land- oder Forstwirtschaft) aufgefangen werden oder ob nicht eine „Milchmädchenrechnung“ dabei herauskäme….


Wir möchten Euch dies erläutern:

Der Jagdwert als Rendite des Grundeigentums errechnet sich in erster Linie durch den Pachtzinserlös, also unmittelbar hieraus. Er beläuft sich in der Höhe in Deutschland durchschnittlich auf ca. 12 Euro/ha/Jahr. Er beginnt bei 1,- Euro/ha/Jahr in Mecklenburg-Vorpommern für reine Feldreviere mit sehr großen Schlaggrößen der Landwirtschaft (große Felder) und endet irgendwo bei 100,- Euro/ha/Jahr für Reviere mit mehreren Hochwildarten und hohen Wildtierpopulationen. Nur in sehr seltenen Fällen auch noch darüber.

Der Vermögenswert als Renditewert (Gewinn nach Abzug aller Kosten, Abgaben, Steuern) beläuft sich in Deutschland in der Landwirtschaft durchschnittlich auf 250 Euro/ha/Jahr, beginnend bei ca. 100 Euro/ha/Jahr und Spitzenwerten von ca. 800 - 1.000 Euro/ha/Jahr.

Der Vermögenswert im Wald beläuft sich auf ca. 150 Euro/ha/Jahr im Durchschnitt, beginnend im Verlustbereich und Höchstwerten von ebenfalls 800 - 1.000 Euro/Jahr.

Diese Vermögenswerte in Land- und Forstwirtschaft können durch zu hohe Schalenwildbestände verringert werden. Bis zum Totalschaden. In der Landwirtschaft auch für den Laien gut vorstellbar, im Wald eher weniger, aber tatsächlich vorhanden, wenn über Jahrzehnte der natürliche Baumnachwuchs ausbleibt und die Nutzung (Holzernte) eingestellt werden muss. Die Nachhaltigkeit im Wald ist gesetzlich vorgeschrieben, man darf nicht mehr Holz einschlagen, als jedes Jahr nachwächst. Wenn der Nachwuchs durch den Magen geht, anstatt einen Jahrring am Baum zu bilden, dann kommen wir nach einigen Jahren automatisch zum Rückgang der Nutzungsmöglichkeiten…


Die vorgenannten Zahlen verdeutlichen, dass die Jagdwerte immer weit unter den Vermögenswerten hinterherhinken, ein Vergleich ist kaum möglich (nur auf Grenzertragsstandorten oder Brachflächen).


Eine Diskussion hierüber erübrigt sich.


Ganz unberücksichtigt blieb bei den oben genannten Zahlen die Auswirkungen überhöhter Schalenwildbestände im Hinblick auf den Verlust der gesellschaftlich notwendigen sonstigen Funktionen des Waldes:


Ein parkähnlicher Wald durch überhöhte Schalenwildbestände ohne eine Schicht von Kräutern, Sträuchern und dem Baumnachwuchs sorgt langfristig für eine Bodenverarmung und damit einer Verarmung des Standortes mit aller Auswirkung der davon abhängigen Flora und Fauna.

Es fehlen dann Oberflächen im Wald, die den Dispersionsniederschlag (Tau, Nebel, Reif, Luftfeuchte) festhalten, ohne dass Regen fällt.

Es kommt zu Bodenerosionen.

Es kommt im Kalamitätsfall und dem Verschwinden des einschichtigen Waldbestandes zu einer offenen Kahllage der Bodenoberfläche, einer Nitratauswaschung ins Grundwasser und zu kleinstandörtlichen Klimaverschiebungen, so dass ganze Ortschaften, wie aktuell feststellbar, entweder kein Wasser mehr bekommen oder Windgeschwindigkeiten auftreten, die eine Wohnzimmerscheibe ins Schlafzimmer durch die Wand katapultiert…


Aus diesem Grund haben wir gemeinsam als demokratische Gesellschaft in unseren Gesetzen festgelegt, dass im Zweifel in der Abwägung der verschiedenen Interessen (hohe Wildbestände oder angepasste Wildbestände) die Interessen des Grundeigentums und der Gesellschaft Vorrang vor einer zahlenmäßigen Hege der Wildarten haben!


Darüber brauchen wir eigentlich nicht mehr diskutieren…..und tun es jede Woche immer wieder aufs Neue!


Lasst uns Jagen mit angepassten Wildbeständen – das macht vor dem vorbeschriebenen Hintergrund deutlich mehr Spaß!

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